Der Oeschberg-Schnitt und seine Vorteile

Wir schneiden unsere Obstbäume, weil sie als Kultur- und Züchtungsprodukte von unserer Pflege so abhängig sind, wie wir von ihren Früchten und ihrem ökologischen Wert! Unzählige Schnittformen haben sich entwickelt, um verschiedene Anbauaspekte, Standortansprüche und Sorteneigenschaften zu unterstützen. Das Oeschberg-System hat sich jedoch im letzten Jahrhundert als das wirtschaftlichste, nachhaltigste und universellste für hochstämmige Obstbäume herauskristallisiert. Es garantiert die langlebigsten Bäume mit, im Verhältnis, geringstem Pflegeaufwand und besten Erträgen bei höchster Fruchtqualität, sowie vielseitiger Unternutzung.

Das Oeschberg-Schnittsystem ist in den Zwanzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts in der Schweiz auf dem Oeschberg von Hans Speng entwickelt worden. Dank des schwäbischen Pomologen Helmut Palmer fand das System als Oeschberg-Palmer-Schnitt oder Palmer-Schnitt erst in Deutschland und nach und nach auch international große Aufmerksamkeit. Ziel der Entwicklung durch Speng war es, ein vernünftiges, das heißt naturwissenschaftlich nachvollziehbares Schnittsystem für hochstämmige Obstbäume zu entwickeln, das gut in der Praxis und Lehre vermittelbar und auf viele Obstarten anwendbar ist. 

Dies gelang durch die genaue Beobachtung der natürlichen Wuchsgesetze und die Anwendung dieser Gesetze auf die Erziehung einer Baumform, die sowohl praktikabel beerntet werden kann, als auch durch eine licht- und luftoffene Krone höchste Fruchtqualitäten zu erzeugt. Hierbei spielt eine klare, hierarchische Strukturierung der Krone, die der natürlichen Wuchsform des Baumes entlehnt ist, eine zentrale Rolle. Durch eine konsequente Jungbaumerziehung entsprechend dieser harmonischen Form kommt der erzogene Baum zur „Ruhe“ –  er ist balanciert in seinen Lebensprozessen zwischen Neuaustrieb und Fruchtreife, so dass nur noch selten Pflege- und Schnittmaßnahmen erforderlich sind. 

Oeschberg-Palmer-Musterbaum DEF

So ist der hochstämmige Obstbaum, nach Oeschberg erzogen, sowohl die nachhaltig wirtschaftlichste Obstbaumform, als auch durch seine Langlebigkeit und Vitalität ein Biotop in unserer Kulturlandschaft von unschätzbarem ökologischen Wert. Seine hohe stolze Krone lässt nebenbei Spielraum für diverse Unternutzungen, was auch seine ökologische und ökonomische Vielseitigkeit ausmacht. Im Haus- oder Kleingarten, als Hofbaum oder auf der Streuobstwiese ist der Oeschberg-Hochstamm ein Baum der Generationen überdauern und mit Früchten, Schatten und Biodiversität beschenken kann!